Aufruf zum Guten

Sebastian Köpp

29. März 2024

Foto: AtlasComposer / envato.com

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, der den Grundstein legte für alles, was danach kommen sollte, und der mich letztlich in unsere ehrwürdige Bruderschaft führte

Ich war noch ein Junge, gerade elf oder zwölf Jahre alt, als zwei Herren des Gideon Bundes meine Schulklasse besuchten. Mit ihrem missionarischen Lächeln verteilten sie kleine, grüne Büchlein. Der Inhalt, das Neue Testament und die Psalmen. Ich weiß im Nachhinein nicht mehr, was mich an dieses Büchlein so fasziniert hatte, doch in den nächsten Wochen setzte ich mich immer wieder an den kleinen Küchentisch meiner Eltern, um darin zu lesen. Als ich diese Seiten durchblätterte, wurde mir die Geschichte eines Mannes offenbart, der, selbst in der düstersten Stunde, unerschütterlich das Richtige tun wollte. Und, was besonders wichtig war: Auch er war nicht perfekt. Er ließ sich von seinem Zorn treiben, als er die Tische der Geldwechsler im Tempel umwarf; und er hatte Angst, als er, zu Tode verurteilt, am Kreuz hing. Mit meinen elf oder zwölf Jahren konnte ich natürlich nicht alle tieferen Bedeutungen dieser Erzählungen erfassen, doch eine fundamentale Wahrheit brannte sich in mein Bewusstsein: Die Unausweichlichkeit, ein guter Mensch zu sein. Diese Erkenntnis prägte alles, was danach kam.

So verbrachte ich meine Teenagerzeit mit den Lehren Buddhas und der ersten Erkenntnis, wie abhängig wir von äußeren Umständen sind. Ich kam von den Schriften des jüdischen Gelehrten Maimonides, einer Koryphäe der jüdischen Philosophie, der in seiner Schrift „Führer der Unschlüssigen“ mit seinem rationalen Ansatz betonte, dass Glaube ohne Vernunft nichts sei, über den komplexen Gedanken Immanuel Kants, der in seiner Kritik der praktischen Vernunft mit seinem Kategorischen Imperativ die Moral in seiner reinsten Form destillierte, hin zu den zeitlosen Weisheiten der griechischen und römischen Philosophen. Mit achtzehn fand ich damit meine philosophische Heimat bei Zeno, Seneca, Epiktet und Mark Aurel, die ich seitdem nicht mehr verlassen habe. Und über zwanzig Jahre danach war es dann ebendieser antike Denker, Epiktet, der die Worte prägte, die mich schließlich zur Freimaurerei führten:

Umgib dich nur mit Menschen, die dich beflügeln, deren Anwesenheit das Beste in dir hervorruft.

Dieser Gedanke wurde zum Katalysator, der meine persönliche Verpflichtung, an mir selbst zu arbeiten, in ein kollektives Streben verwandelte — das Streben nach moralischer Vollkommenheit innerhalb dieser ehrwürdigen Bruderschaft.

Und ja, wenn es eine Schulnote für die theoretische Auseinandersetzung mit der Moral gäbe, stünde wohl mittlerweile eine 1 auf meinem Zeugnis. Doch wenn es einen göttlichen Lehrer gäbe, jemanden, der über das reine Verstehen hinausschaut, dann würde er mir wahrscheinlich ins Ohr flüstern: „Thema verfehlt, mein Sohn.“

Stellt euch eine pulsierende Kreuzung im Herzen des antiken Roms vor, wo das Leben in all seiner Vielfalt spielt. Zwei Männer, gekleidet in fließenden Roben, ziehen alle Blicke auf sich, intensiv vertieft in eine erregte Diskussion. Sie ringen mit der Frage, was wahrhaftig gut ist. Während einer mit Feuer in den Augen für die reine Essenz der Gerechtigkeit eintritt, spricht der andere mit gleicher Leidenschaft von der unvergleichlichen Schönheit der Güte. Ihr geistiges Duell fesselt die Zuschauer, hypnotisiert von der Eloquenz ihrer Worte. Sie könnten diese Debatte bis in die Nacht hinein fortführen, und doch werden sie wohl zu keinem gemeinsamen Konsens finden.

Ein wenig abseits jedoch, fern von diesem lebhaften Zentrum, befindet sich ein anderer Mann; in schlichter Kleidung, ohne die prachtvolle Toga eines Gelehrten. Keine Menschenmenge hängt an seinen Lippen, und dennoch, seine Taten strahlen eine einzigartige Botschaft aus. Er hilft einem gestürzten Reisenden auf, mit einem Lächeln des Trostes auf den Lippen. Ein paar Schritte weiter teilt er sein letztes Stück Brot mit einem hungernden Kind, seine Augen voller Menschlichkeit und Mitgefühl. Große Worte benötigt er nicht, seine Taten sind sein Zeugnis der Güte.

Die philosophischen Denker in der Mitte, die sich viele Stunde über das Gute auseinandersetzen, haben – so scheint es – das große Bild verloren. Obwohl ihr Kaiser, der große Mark Aurel, ihnen in seinen „Selbstbetrachtungen“ eine klare Botschaft hinterließ. Eine, die auch uns täglich eine Mahnung sein sollte und daher bei mir auch omnipräsent im Flur hängt:

Diskutiere nicht länger darüber, was ein guter Mensch sein sollte. Sei einer!

Und genau dazu verpflichten wir uns als Freimaurer. In unserer Freimaurerischen Ordnung steht, dass in den „Mitgliedslogen der Großloge Freimaurer arbeiten, die in bruderschaftlichen Formen und durch überkommene rituelle Handlungen menschliche Vervollkommnung erstreben.“ Das ist unser Kern, den wir bei allem, was wir tun, immer im Fokus behalten müssen.

Was bedeuten all die Diskussionen und Worte, wenn sie nicht durch unsere Taten zum Leben erweckt werden?

Die echte Berufung, das Herz der Weisheit, liegt nicht in lauten Debatten oder in Äußerlichkeiten. Es sind die unauffälligen Gesten der Liebe, das stille Bekenntnis zu Werten und das unermüdliche Streben nach dem Wahren und Guten. Doch warum, so fragen wir uns immer wieder, stolpern wir so oft? Warum sehen wir den richtigen Weg und wählen dennoch einen anderen? Warum ist es so schwer, das Richtige zu tun?

Überwindung des Musivischen Pflaster oder die Freiheit, das Gute zu tun

Auf unserem Arbeitsteppich, inmitten unseres ehrwürdigen Tempels, befindet sich ein Symbol, das jeder Lehrling ostwärts zu überqueren hat – das Musivische Pflaster. Dieses Mosaik aus schwarzen und weißen Feldern spricht mit uns auf eine Weise, die uns vielleicht gar nicht bewusst ist. Es reflektiert den immerwährenden Tanz von Helligkeit und Dunkelheit, das ewige Spiel von Gut und Schlecht und weist uns damit bereits auf die Antwort unserer Frage hin.

Dieses Symbol ist nicht nur eine bloße Dekoration oder ein künstlerischer Ausdruck; es ist eine Reflexion – ein Spiegel unserer Welt und unseres Selbst. Wenn wir auf ihm stehen, fordert er uns mit der Frage heraus: „Welchen Platz möchtest du heute einnehmen? Im Licht oder in der Dunkelheit? Auf der Seite der Tugendhaften oder der Verirrten?“ Er erinnert uns ständig an die Dualität in uns selbst und an die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen.

Auf einem malerischen Stadtplatz versammelt sich erneut eine Menschenmenge. Doch dieses Mal sind es Kinder, um sich von einem Puppentheater begeistern zu lassen. Ein Spektakel, das die kleinen Zuschauer in eine Welt voller Illusionen zu entführen verspricht. Als sich der Vorhang hebt, enthüllt die Szene eine wunderschöne Marionette, deren hölzerne Gliedmaßen glänzen und deren bemaltes Gesicht voller Lebendigkeit zu sein scheint. Mit jedem Zug an einer Schnur tanzt, lacht oder weint sie. Ihre lebensechten Bewegungen ziehen die kleinen Zuschauer in ihren Bann und sorgen für staunende Blicke und Applaus.

Doch während der Aufführung fällt einem aufmerksamen Auge etwas auf. Obwohl die Bewegungen der Marionette anmutig sind, sind sie nicht ihre eigenen. Sie ist gefesselt und wird vollständig vom Willen des Puppenspielers kontrolliert. Jede Emotion, jeder Sprung und jede Drehung, die sie zeigt, werden von unscheinbaren Fäden diktiert. Sie halten sie gefangen – gelenkt von unsichtbaren Händen.

In all ihrer Schönheit und ihrem Charme ist diese Marionette ein eindringliches Spiegelbild unserer eigenen Existenz. Wie oft tanzen wir, wie sie, nach der Melodie äußerer Umstände? Wie oft werden unsere Handlungen, unsere Gefühle und unsere Gedanken von den unsichtbaren Fäden unserer Umwelt, den Ereignissen oder den Urteilen anderer bestimmt? Wir freuen uns vielleicht über den Applaus, genießen die Bewunderung, aber sind wir tief im Inneren wirklich frei? Oder sind wir nur Marionetten, deren wahres Potenzial durch den Puppenspieler zurückgehalten wird?

Als Freimaurer sind wir aufgerufen, diese Fäden zu erkennen – unsere Reaktionen auf die äußeren Einflüsse – die versuchen, unser Verhalten und damit unser Leben zu steuern. Wir müssen uns fragen: Wollen wir Marionetten bleiben oder streben wir nach echter Autonomie, die nicht von den Launen der Welt um uns herum abhängt.

Vor vielen Jahren fuhr ich mit meinem Auto auf einer viel befahrenen Straße, als ich auf dem Radweg eine alte Frau bemerkte, die mit ihrem Fahrrad stürzte. Alle Autos vor mir fuhren weiter, als ob nichts geschehen wäre, scheinbar unberührt oder vielleicht zu beschäftigt, um anzuhalten. Ich setzte meinen Warnblinker, hielt an und half ihr wieder hoch. Während ich sicherstellte, dass es ihr gut ging, bildete sich hinter meinem Wagen ein kleiner Stau. Das ungeduldige Hupen einiger Autofahrer hallte in meinen Ohren wider. In diesem Moment wurde mir klar, dass viele vielleicht zögerten, weil sie Angst vor der Reaktion der anderen Autofahrer hatten. Es war ein Moment, der die Spannung zwischen dem Tun des Richtigen und dem Druck der Außenwelt aufzeigte. Es erinnerte mich daran, was die Tugend von einem verlangte. Sie sagt nicht „Tue das, was einfach ist“, sondern „Tue das, was richtig ist. Auch wenn es schwer ist“.

Lassen wir uns wie Marionetten und den Fäden der Emotionen fremd steuern, oder überlassen wir unserer Vernunft das Ruder?

Inmitten der Hektik des Lebens finden wir uns oft an Kreuzungen wieder, an Momenten, in denen das Flüstern unseres Herzens mit den lauten Forderungen der Welt kollidiert. In diesen Momenten wird die wahre Natur unserer emotionalen Seiten deutlich.

Stellt euch erneut ein großes Marionettentheater vor, in dem jeder von uns eine Hauptrolle spielt. Wenn unsere Emotionen unkontrolliert sind, werden sie zu den Fäden des Puppenspielers, der an jedem unserer Glieder zieht und zerrt und uns jede Bewegung diktiert. Eine flüchtige Bemerkung einer Kolleg*in kann uns in Selbstzweifel stürzen. Eine zufällige Begegnung mit einem früheren Gegner könnte die Flammen der Wut neu entfachen, die wir längst gelöscht glaubten. Diese Fäden, die aus dem Stoff unserer unkontrollierten Emotionen gewebt sind, rauben uns unsere Autonomie und führen uns von dem weg, was wir wirklich sind.

Die äußere Welt mit ihren zahllosen Dualitäten, dem scheinbar Guten und Bösen, versucht ständig, diese Fäden zu manipulieren. Sie lockt uns mit Versprechungen von Glück, wenn wir unsere Werte aufgeben, von Akzeptanz, wenn wir uns nur anpassen. Sie flüstert uns Geschichten von Zweifel, Gefahren und Knappheit zu und drängt uns, aus Angst, statt aus Weisheit zu handeln. Wie der Puppenspieler schwelgt diese Welt in ihrer Kontrolle, in ihrer Fähigkeit, unsere Gefühle und damit auch unser Handeln zu beeinflussen.

Die Gefahr, liebe Brüder, liegt nicht in der Existenz dieser Fäden. Gefühle sind schließlich ein fester Bestandteil des menschlichen Wesens. Die wahre Gefahr entsteht, wenn wir abhängig von diesen Fäden sind, wenn wir unseren Willen aufgeben und uns von der äußeren Welt unseren inneren Zustand diktieren lassen. Damit geben wir unsere freimaurerischen Werte auf, die uns dazu auffordern, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und das Richtige zu tun.

Es ist also unsere feierliche Pflicht, diese Fäden zu erkennen, ihre Anziehungskraft zu verstehen und uns mit aller Kraft und Aufopferung darum zu bemühen, dass sie uns nicht in die Irre führen. Denn im großen Theater des Lebens sind wir nicht bloß Marionetten, sondern die Regisseure, die Dramaturgen, die wahren Meister unserer Geschichte.

Über unserem Eingang zum Tempel steht „Erkenne dich selbst.“ An jeden Lehrling geht dieser Auftrag, doch begleitet er dennoch einen jeden von uns das ganze Leben. Selbstbeobachtung und Selbsterkenntnis sind unsere schärfsten Werkzeuge bei diesem Unterfangen. Sie ermöglichen es uns, unsere emotionalen Bindungen zu erkennen, ihre Ursprünge zu verstehen und sie schließlich aufzulösen.

Im riesigen Geflecht der Menschheitsgeschichte gibt es Philosophien, die über die Epochen hinweg nachhallen und uns auf unserer Suche nach Weisheit und Gelassenheit leiten. Im Mittelpunkt ihrer Lehren steht ein Konzept, das für mich von größter Bedeutung war und, so denke ich, auch für jeden Freimaurer: Apatheia.

„Erkenne Dich selbst!“

Und nein, bei Apatheia geht es nicht um Apathie; es geht darum, nicht von unseren Impulsen versklavt zu werden. Es geht um die hohe Kunst, Gefühle zu haben, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. In den Unterweisungen zum Lehrlingsgrad heißt es dazu: „Der Lehrling schätzt Argumente höher als gefühlsmäßige Positionen. Er orientiert sein Handeln an seiner Vernunft.“

Stellt euch eine stürmische See vor – die Wellen krachen, der Wind heult. Apatheia ist wie ein erfahrener Seemann, der durch den Sturm navigieren kann, ohne den Kurs zu verlieren. Es ist die Kraft zu sagen: „Das ärgert mich, aber ich lasse mir davon nicht mein Handeln diktieren.“

Vielmehr ruft sie uns zu einem Zustand auf, in dem Emotionen anerkannt und verstanden werden, aber niemals die Vernunft überschatten dürfen.

Oder stellt euch, wenn ihr wollt, eine mächtige Eiche vor. Ihre Blätter mögen im Wind rascheln und tanzen, ihre schweren Äste schwanken, aber ihr Stamm bleibt unerschütterlich und tief in der Erde verwurzelt. Das ist die Essenz von Apatheia. Emotionen kommen und gehen – flüchtig wie der Wind – aber der Kern, der in der Vernunft verankert ist, bleibt unerschütterlich.

Im letzten Absatz der drei Reisen eines Suchenden entsteht das Bild des vollkommenen Freimaurers:

Unbeirrt vom Lärm der Welt geht der Maurer seinen Weg, ruhig und sicher, furchtlos in Gefahren, hohe Ziele vor Augen. Lernen Sie, sich über das Unabwendbare zu erheben, bewahren Sie sich auch in den Stürmen des Lebens die Freiheit und Unabhängigkeit Ihres Geistes.

Für uns als Freimaurer sollte die Anziehungskraft von Apatheia unübersehbar sein. Unsere Reise, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Loge, ist eine Reise der Meisterschaft. Der Aufruf der griechischen Philosophen zu Apatheia hat einen tiefen Zusammenhang mit unseren freimaurerischen Idealen. Er fordert uns auf, Architekten unseres Handelns zu sein und ein Heiligtum der Vernunft in unseren Herzen zu errichten, in dem Emotionen zwar willkommene Gäste sind, aber niemals den Thron an sich reißen dürfen.

Apatheia zu umarmen bedeutet nicht, unsere Gefühle zu unterdrücken oder zu verleugnen. Ganz im Gegenteil, es lädt uns zu einem tieferen Verständnis ein, zu einer harmonischen Koexistenz, in der Gefühle und Vernunft Hand in Hand gehen. Wenn wir auf dem Musivischen Pflaster stehen, inmitten der Dualität des Lebens, bietet Apatheia eine Klarheit, die uns das wahre Muster dahinter erkennen lässt, jenseits von Schwarz und Weiß. Es lässt uns die wahre Natur des Musivischen Pflasters erkennen und damit unserer Welt.

Wenn wir das symbolische Pflaster betreten, seine Muster entschlüsseln und seine Lehren in uns aufnehmen, tritt eine strahlende Wahrheit hervor: Das Wesen eines wahren Freimaurers liegt nicht in der Pracht der Rituale oder in den Diskussionen. Es liegt im Herzen, in der stillen Entschlossenheit, sich selbst zu beherrschen, um wahrhaft gut zu sein und sich über die Dualitäten zu erheben, die die Profanen umschmeicheln und zu irrationalem Handeln verleiten. Nur dann können wir die beste Version von uns selbst sein, nicht nur gelegentlich, sondern als eine Lebensweise. Es ist, als würde man bei seinen moralischen Entscheidungen von der Economy auf die First Class aufsteigen.

Das Musivische Pflaster mit seinen starken Schwarz-Weiß-Kontrasten erinnert uns dabei eindringlich an die Entscheidungen, die wir jeden Tag zu treffen haben. Werden wir dem Druck der unkontrollierten Emotionen erliegen und zu Marionetten werden? Oder werden wir dem Ruf von Apatheia folgen, wo Emotionen anerkannt werden, aber die Vernunft die Oberhand behält?

Ein wahrer Freimaurer, liebe Brüder, ist ein Leuchtfeuer der Entschlossenheit. Er navigiert durch das Labyrinth des Lebens nicht wie ein Blatt, das ziellos auf stürmischen Gewässern treibt, sondern wie ein Meistersegler, der seinen Kurs mit Weisheit und klarem Ziel festlegt. Er erkennt die Fäden, die ihn zu binden versuchen, die äußeren Einflüsse, die ihm flüchtige Freuden ins Ohr flüstern. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit zerschneidet er sie, einen nach dem anderen.

Stellt euch einen Moment lang die Marionette auf der Bühne vor, die nach dem Willen ihres Puppenspielers tanzt. Jetzt stellt euch vor, wie die Marionette langsam und mit befreiendem Bewusstsein jede Schnur durchschneidet, bis sie nicht mehr als Marionette, sondern als ein Wesen mit einem Ziel und einer Absicht dasteht. Genau das ist die Reise, auf die wir uns begeben sollten.

Die Welt um uns herum wird uns immer wieder herausfordern und uns mit ihren schwarzen und weißen Quadraten, ihren Verlockungen und Prüfungen konfrontieren. Aber mit Apatheia können wir das Musivische Pflaster beherrschen und überwinden.

Deshalb, liebe Brüder, lasst uns im Leben immer die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Geistes bewahren, sodass wir nie wieder in eine Situation geraten, in der wir wissen, was richtig ist, es aber nicht tun.

2 Antworten

  1. Lieber Br. Sebastian, als Norddeutscher “von hinterm Deich” stehe ich pathetisch angehauchten Worten eher distanziert gegenüber. Deinen “Aufruf” habe ich trotzdem mit grosser Freude gelesen, Er beschreibt sehr schön die enge Verbindung unserer Freimaurerei mit der alten Lehre der Stoa, die ich immer mehr zu schätzen lerne. Vielen Dank dafür! Ulrich Felsmann, St. Alban zum Aechten Feuer i.O. Hoya

  2. Lieber Bruder Sebastian,
    besten Dank für diese vorzügliche Ausarbeitung. Sie kam mir heute am Karfreitag genau zur rechten Zeit in die Hände und motivierte mich in einer stillen Stunde darüber nachzudenken. Es passt genau zu dem Buch von Flughafenpater walter Maader “Höhenflüge und Bruchlandungen” das ich gerade lese.
    Herzlichen Dank
    Horst H. Dörr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Möchtest Du die Seite unterstützen?

Server, Programme, Lizenzen, Redaktion und Systempflege kosten viel Zeit und Geld. Du kannst dazu ein bisschen beitragen.

Du kannst ganz einfach mit PayPal oder alternativ überweisen auf das Konto

Abonnieren Sie bitte unseren Newsletter

Natürlich kostenlos, jederzeit abbestellbar, keine Datenweitergabe.