Mit „Jenseits der Pforte“ legt der Salier Verlag die erste deutschsprachige Graphic Novel zur Freimaurerei vor. Erzählt wird der Weg eines jungen Mannes, der – zunächst skeptisch – Einblicke in Logengespräche, Symbole und die Idee brüderlicher Gemeinschaft erhält. Kein Lehrbuch, keine Reklame, sondern ein erzählerischer Zugang, der Fragen stellt, statt Antworten vorzugeben. Ideal für Interessenten, Infoabende und alle, die einen modernen Einstieg in die Thematik suchen.
Deutschland entdeckt Graphic Novels – aber spät, zaghaft und ohne die jahrzehntelange kulturelle Verwurzelung, die Frankreich oder Belgien schon selbstverständlich leben. Seit 2010 führen große Verlage wie Carlsen, Reprodukt, Suhrkamp, Knesebeck, Avant eigene Graphic-Novel-Programme. Die Feuilletons reagieren inzwischen ernsthafter, aber: Der deutsche Markt bleibt klein und vorsichtig. Gerade vor diesem Hintergrund wirkt Jenseits der Pforte fast schon wie ein kultureller Sonderfall. Eine Graphic Novel über Freimaurerei – ausgerechnet in Deutschland, wo das Medium selbst noch um Anerkennung kämpft und wo freimaurerische Themen traditionell entweder akademisch, esoterisch oder historisch verpackt werden.
Das Buch bricht gleich zwei Erwartungen: Erstens behandelt es ein an sich verschlossenes Thema in offener, erzählerischer Form, zweitens nutzt es mit der Graphic Novel ein Medium, das in Deutschland noch immer eher als Ausnahme denn als selbstverständliche Literaturform gilt. Damit steht „Jenseits der Pforte“ nicht nur als Werk über Freimaurerei da, sondern auch als Beispiel eines Genres, das hierzulande noch erkennbar in der Entwicklungsphase steckt – vielleicht gerade deshalb aber besonders interessant ist.
Dass die Graphic Novel nicht einfach nur „Bilder mit Text“ ist, merkt man schnell: Sie nutzt typische erzählerische Werkzeuge aus der Comicwelt, um innere Entwicklung, Zeitabläufe und verschiedene Wahrnehmungsebenen sichtbar zu machen. Vorbilder für diese Techniken kommen aus der Dramaturgie der Filmsprache und werden auch im vorliegenden Novel zur besonderen Unterstreichung von Stimmungen, Situationen und Zusammenhängen gekonnt eingesetzt. Keine dieser Techniken erklärt die Freimaurerei – sie lassen den Leser aber miterleben, wie sich ein Suchender ihr annähert.
Worum geht es nun eigentlich? Kurz vor der Aufnahme erinnert sich der Erzähler in einer Rückblende, wie alles begann. Er fand ein Foto seines Urgroßvaters als Freimaurer. Um mehr zu erfahren, traf er sich mit einem Mitglied der noch existierenden Loge. Sie sprachen über die Wurzeln der Freimaurerei, über Dombauhütten, Templer, ägyptische Mysterien, wobei sich sein Gesprächspartner skeptisch zeigte. Eher die Folgen der Alchemie, die Zeit der Aufklärung und der Salons mit der Gründung der ersten Großloge schienen ihm überzeugender. Der Erzähler beschließt, Gästeabende zu besuchen, und in der Folge wird die spannende Phase als Gast beschrieben – mit allen verwirrenden Informationen, den Zweifeln, der intensiven Beschäftigung, den interessanten Gästeabenden und den Wechselbädern an Gefühlen sowie der Vorbereitung auf die Aufnahme. Und mit der endet das Buch schlussendlich mit einem Happy End. Insgesamt eine schöne Geschichte, in der man sich als Freimaurer oder Gast gut wiederfinden kann. Das alles, begleitet von schönen und detailverliebten, guten Zeichnungen und augenzwinkernden Kleinigkeiten. In der Euphorie des Erzählens mischt sich allerdings, das muss kritisch bemerkt werden, manches Mal der Überschwang des Missionarischen, der gelegentlich an Erweckungsnovels erinnert. Wer allerdings das Glück hatte, in einer guten Loge aufgenommen und von einem guten Bürgen begleitet zu werden, kann das nachsehen und -fühlen.
Das Werk eignet sich besonders als Einstiegsliteratur für Interessenten, als Gesprächsanstoß in Infoabenden oder als ergänzendes Medium für Logen, die ihre Außendarstellung modernisieren möchten. Keine Fachanalyse, sondern eine Einladung zum Fragenstellen – bewusst offen, persönlich und pointiert erzählt. Und in einer ungewohnten Kunstform.
Titel: Jenseits der Pforte – Eine Freimaurer-Graphic Novel
Autor / Zeichnung: Jonathan Neol
Verlag: Salier Verlag (SalierGroup GmbH)
Erscheinung: 01.10.2025 (1. Auflage)
ISBN: 978-3-96285-085-2
Umfang: 56 Seiten, großformatig (ca. 225 × 318 mm)
Einband: Hardcover
Genre / Typ: Graphic Novel, Freimaurerei, erzählende Sachliteratur
Zielgruppe: Freimaurer, Interessenten, Logenarbeit, Kultur- und Symbolikinteressierte