Hier entsteht etwas Neues für die Freimaurerei

Carlos Urban

20. Januar 2024
Der Gesellschaft und der Freimaurerei geht es nicht eben gut. Kein Wunder, denn beides hängt zusammen: Die Freimaurerei, so heißt es immer wieder, sei ein Spiegel der Gesellschaft. Ein Satz, den ich, nebenbei bemerkt, nicht gerne höre, denn wir Freimaurer bilden uns ein, Vorbilder sein zu wollen. Dann müssen wir das auch versuchen zu sein und nicht, wenn uns dies misslingt, uns hinter einem wie auch immer gedachten Durchschnitt der Gesellschaft verbergen.

Wie auch immer, die Freimaurerei ächzt unter ihren Idealen, ihren Häusern, ihrem Mitgliederschwund, ihren Traditionen, der mangelnden gesellschaftlichen Achtung, den medial inflationär verbreiteten Verschwörungserzählungen, ihrer Zersplitterung und Uneinigkeit und ihrer Mitgliederstruktur. In ähnlichen Phasen war sie in ihrer Geschichte immer wieder einmal. Jedes Mal ist es der Freimaurerei gelungen, sich zu restaurieren, Lasten abzuschütteln, nicht unbedingt Dinge neu zu erfinden, aber doch Bekanntes neu zu fügen.

Was Freimaurerei zunächst einmal benötigt, ist eine seriöse Plattform, auf der man sich der Öffentlichkeit und interessierten Menschen allerlei Geschlechts, so müsste es heute richtigerweise heißen, präsentieren kann und auf der man öffentlich wie intern miteinander ins Gespräch kommt. Gerade in diesen Zeiten ist es notwendig, dass Freimaurer eben nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Öffentlichkeit und Position beziehen. Sonst werden sie es eines Tages nicht mehr können. Insofern ist es für mich gänzlich unverständlich, wenn Freimaurer sich selbst ihrer Möglichkeiten berauben und im Gegenteil empfehlen, auch die Öffentlichkeitsarbeit angeblich diffuser und nicht näher beschriebener „Gefährdungsszenarien“ einzuschränken. Ich empfinde das als Affront gegenüber den Generationen von Freimaurerinnen und Freimaurern vor uns, die erhebliche Risiken und Gefahren auf sich genommen haben, um mit anderen gemeinsam Demokratie und Menschenrechte zu erkämpfen. Gerade jetzt sehen wir, was eine souveräne Zivilgesellschaft erreichen kann, wenn sie ebendiese Werte in Gefahr sieht; ein Weckruf für Freimaurer, Flagge zu zeigen, statt sich in den Logenmauern zu verstecken.

Es gibt zahlreiche Gruppen in Social Media, aber die bedienen häufig Echokammern und haben mit Diskretion, dem Besitz der Informationen und verantwortungsvollen Umgang mit Daten wenig zu tun. Mit dieser Website wird der Versuch unternommen, eine seriöse Plattform zu schaffen, die alle Spielarten der deutschsprachigen Freimaurerei zusammenbringen kann.

Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich die Plattform in einem außerordentlich frühen Stadium. Einiges existiert nur als Ankündigung, anderes funktioniert, manches bisher nicht richtig. Es wird zwei Ebenen geben, eine öffentliche und eine interne. Auf jeder wird es redaktionelle Beiträge und Ankündigungen der Logen geben, es wird öffentliche und interne Gruppen incl. Diskussionen und privaten Blogs geben, einen Terminkalender mit öffentlichen und eher für die Logen interessanten Terminen. So wird gleichermaßen Öffentlichkeitsarbeit und Dialog möglich sein. Haben Sie Geduld, es wird sich langsam, aber stetig entwickeln. Tragen Sie sich in unseren Newsletter ein, dann bleiben Sie immer auf dem Laufenden, und teilen Sie diese Seite an Brüder, Schwestern, Gäste der Logen, Freunde und Bekannte.

14 Antworten

  1. Gel.Br. Carlos, das ist wahrlich eine lobenswerte Initiative. Leider haben wir wohl alle so viel um die Ohren, dass die Zeit für Kommentare, Moderationen und Beiträge minimiert wird. Wir haben in Österreich (mit grenzüberschreitender Reichweite in den deutschsprachigen Raum hinein) die Zeitung “Eckstein”, ursprünglich das Medium der interobödienziellen Lehr- und Forschung-Loge Perpetuum Mobile, von dem gerade Nr. 98 erschienen ist (ca. 4 Ausgaben pro Jahr)
    Wir drucken den Eckstein immer noch (altmodisch-haptisch), wiewohl seit Jahren an einen immer größer werdenden Abonnentenkreis (nur FM) auch elektronisch verschickt wird. Als Info-Broschüre für Suchende ist er nicht vorgesehen oder geeignet.
    Ich habe mich schon zum Newsletter angemeldet
    kannst Du Dir irgendeine Form der Kooperation vorstellen?

    1. Selbstverständlich kann ich mir das vorstellen. Die Zeitschrift „Eckstein“ kenne ich gut, ich bekomme sie als ehemaliger Redakteur der Großloge A.F.u.A.M.v.D. regelmäßig zugeschickt. Wie beschrieben wird diese Seite auch einen internen Bereich bekommen, insofern ist dort sehr gerne eine Veröffentlichung der anderen, aber interessanten Beiträge möglich.

  2. Ich finde das nicht nur total super, sondern halte es für unbedingt erforderlich, nicht zuletzt den intensiveren Gang in die Öffentlichkeit.
    WIR SOND DOCH DIE GUTEN. !
    Viel Erfolg für Dein Vorhaben !
    Dein Bruder Bert Namberger

  3. Lieber Bruder Carlos, das ist eine super Idee. Nur bin ich, was den Zustand der Freimaurerei aus Sicht der Traunsteiner Loge angeht, positiv in die Zukunft gerichtet. Uns laufen Suchende die “Bude” ein, vor allem junge Suchende.
    Jeder Interessierte aus meinem Tennis- und Golfclub weiß, dass ich Fm. bin und ich unterhalte mich seit Jahren mit meinen Partnern auf den Plätzen. Was ich feststellen muss, ist ein allgemeines Desinteresse an der Freimaurerei, weil die Arbeit an sich selbst von den Menschen als zu schwierig empfunden wird, bzw. auch eine gewisse Angst, sich selbst “entdecken” zu können, vorhanden ist. Vielleicht liegt es auch an meiner Darstellung.
    Ich wünsche Dir für dieses Projekt viel Erfolg. Vielleicht gelingt Dir mit Hilfe kompetenter Freimaurer der erwünschte Durchbruch, vor allem in diesen Zeiten, die von Kriegen, Terror u.a. geprägt sind.

    Dein Dir trvbd. Br.
    Rolf

  4. Lieber Br:. Carlos,

    wir können uns sehr glücklich schätzen, dass Du Dich nicht schmollend in die Arbeit mit den Brüdern Deiner Loge zurückziehst, sondern diese neue, längst überfällige intern-externe Kommunikationsplattform schaffst. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Initiative von der GL gekommen wäre und zwar spätestens parallel “zum (Teil-)Abriss” der bestehenden, bewährten Plattformen (Humanität und NL). Wir brauchen dringend diese Möglichkeit zum Austausch untereinander und mit der Zivilgesellschaft. Also: herzlichen Glückwunsch und aufrichtigen Dank verbunden mit der Zusicherung, dass ich das Projekt im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen werde.
    Ich wünsche dem Projekt und Dir viel Erfolg sowie tatkräftige Unterstützung aus der Bruderschaft.
    HbG Dein Br:. Hans

  5. Zitat von hier oben: “Wie auch immer, die Freimaurerei ächzt unter ihren Idealen, ihren Häusern, ihrem Mitgliederschwund, ………….. und Uneinigkeit und ihrer Mitgliederstruktur.”
    Wie wahr – in meine Loge herrscht Krieg. Erbitterlich wird gestritten, ein Wunder, dass es noch keine offene Messer gibt. Und “wir” sind Freimaurer!!! Wo sind wir hingekommen? Nun: in einer immer mehr zerstrittenen Welt sind wir, als “Spiegel der Gesellschaft”, gehalten, uns ebenfalls zu ohrfeigen; wieso soll es bei “uns” anders sein?
    Ich bin tief traurig: wir “Spiegel” sind nicht mal mehr in der Lage, uns selbst diesen vorzuhalten. Und schlimmer noch: nicht nur in meine Loge, sondern in vielen anderen ebenfalls, wie ich inzwischen bemerkt habe. Langsam schwinden meine Idealen, die ich bei meinem Eintritt noch hatte: ein hehres Bild edler Männer (bei den Damen ist es leider auch nicht anders), die nicht nur an sich selbst, sondern auch an einer besseren Welt arbeiten. Wenn “wir” so weitermachen, ist die Freimaurerei demnächst verschwunden; schade wäre das allemal…..

  6. “Das laute Denken vor dem Freund”, lieber Bruder Carlos, mit Deiner geplanten Diskussionsplattform belebst Du es wieder. Noch vor ein paar Tagen wurde dieses Thema an einem Gästeabend in unserer Loge diskutiert und wir waren uns einig, dass die Gesprächsdisziplin, “wie Du in den Wald hereinrufst, so schallt es heraus” dabei eine entscheidende Rolle spielen kann. Die Schwere, oder die Leichtigkeit der Themen, die den praktischen Umagng mit den Menschen betreffen, liegt doch an uns selbst. Diese Erfahrung machen wir in unserer Loge und erkennen das an dem Zuspruch von außen und von innen.
    Liebe Brüder und Schwestern, schaut Euch den “Spiegel” genau an, auch den Hintergrund und lasst Euch nicht von einem unbegründeten Zweckpessemismus einfangen.

  7. Diese neue Website wird dann wohl quasi die Stimme der deutschen Freimaurerei.
    Je mehr Follower desto gewichtiger ist sie dann. Wer die Site gestaltet, wer entscheidet welcher Beitrag aufgenommen wird und welcher nicht, erreicht dadurch eine Meinungsführerschaft in der deutschen FM. Ist eine solche Macht des der Redakteure gewollt.
    Bislang gab es keine veröffentlichte Meinung der FM. Das oblag jedem einzelnen FM.
    Vielleicht habe ich das Konzept aber auch nicht verstanden.

    1. Das bleibt erst einmal abzuwarten, ob diese Seite sich entsprechend entwickelt. Dafür ist es noch zu früh. Überdies gibt es in Social Media etliche andere Kanäle mit unterschiedlichsten Aurichtungen.

  8. Lieber Br Carlos,

    ich wünsche dir viel Erfolg für deinen Start mit einer neuen Platform und bin gespannt.
    In der Hoffnung, dass dort kein Platz fuer politische Themen sein wird, denn man wird damit schon in allen Anderen medialen Bereichen vollgepumpt.

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