Foto: mirarahneva / Envato.com
Freimaurerei ist manchmal wie organisierter Kindergarten. Wenn es zu laut und sinnlos wird, geht man einfach nach Hause und sucht sich seine Freunde selbst.
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Das Titelbild schildert ganz gut die Situation, in der ich mich befand: Der dunkle, unheimliche und ungemütliche Tunnel. Dahinter zumindest Licht, das hoffen lässt, die Situation besser zu erkennen. Es ist aber noch ein Anstieg zu nehmen, denn es ist nur der Anfang eines neuen Weges, der bislang nicht erkennbar ist.
Genug Metapher, zur Information. Nach sehr unschönen Erlebnissen in Distrikt und Großloge und lange schwelenden Problemen in der Loge habe ich gestern gedeckt. Das war kein spontaner Prozess, sondern spukt schon lange in meinem Kopf herum und ich hatte das mehrfach innerhalb und außerhalb der Loge als Möglichkeit kommuniziert. Nach über zwanzig Jahren großen Engagements in der Freimaurerei, einschließlich Gründung einer Loge und, mit Unterbrechung, 12 Jahren Amt als Stuhlmeister, bis gestern Alt- und Ehrenstuhlmeister, langer ehrenamtlicher und beruflicher Arbeit für die Großloge u.a.m. ist das ein außerordentlicher Einschnitt, aber unausweichlich und folgerichtig. Schmerzhaft einerseits, aber Erleichterung überwiegt.
Bis hierhin könnte das Privatsache sein, es passiert hundertfach in der Freimaurerei und ist so gesehen nichts Besonderes.
In diesem Falle schon. Diese Plattform ist für Freimaurer gedacht und nun ist ihr Initiator selbst keiner mehr. Folgerichtig wurde ich heute gefragt, ob die Plattform weiter existieren wird. Natürlich, wenn ihr es wollt. Die Benutzer werden es mit den Füßen bzw. mit der Maus entscheiden. Diese Plattform wurde gegründet, um über die Verbesserung der Freimaurerei zu sprechen, als offenes Forum und allen Lehrarten zugänglich – auch den „irregulären“. Und ich bin zudem überzeugt, dass die bestehende „reguläre“ Freimaurerei nicht von innen heraus reformiert werden kann. Schon gar nicht mit einer Großloge, die kein erkennbares Konzept hat und die nach Meinung vieler Brüder die Freimaurerei längst aus den Augen verloren hat. Aber dazu werde ich in Kürze einen ausführlichen Beitrag schreiben.
Wie es mit mir freimaurerisch weitergeht, wird sich zeigen. Wie viele andere, die ihre Loge verlassen, braucht es erst einmal Zeit zur Orientierung.
Im Herzen bleibe ich der Freimaurerei und ihren Werten treu und setze mich unvermindert für ihr Wohl ein. Das muss manchmal außerhalb der alten Pfade sein, die möglicherweise in Schlick und Dreck versinken, um wieder einmal eine Metapher zu verwenden. Und genau darum mache ich weiter. Ich würde mir wünschen, dass es zu wenig Kontaktabbrüchen kommt. Aber ich weiß natürlich aus Erfahrung, dass es bei dogmatischen Freimaurern (na klar, die gibt es, und nicht zu knapp) zur Einstellung der Kommunikation kommt.
Für diese Plattform würde ich mir wünschen, dass sich mittelfristig gute Impulse für eine wirksame und notwendige Freimaurerei kommt – zum Nutzen „der wachsenden Schar der kritischen Freimaurer“, wie mir heute Morgen ein Bruder schrieb. Auf gute Beiträge und Diskussionen freue ich mich.
12 Antworten
Lieber Carlos, ich halte es ehrlich gesagt für sinnlos und Geld- und Zeitverschwendung eine Website für Brr. Freimaurer und einen freimaurerischen Newsletter zu betreiben, wenn man gedeckt hat, also aus dem Bund der Freimaurer ausgetreten ist. Am Rande und nimm es mir bitte nicht übel: In all deinen Beiträgen hier, also f………me und der seltsam aufgeregten PR für Dein neues Projekt – eben dieses hier- war von Anfang an ein seltsam aggressiver und „streitsüchtiger“ oder „querulantischer“ Unterton (cum grano salis!) Schade. Herzliche Grüße und alles Gute Roland
Es mag Zeitverschwendung sein. Aber ein nicht unerheblicher Teil meiner annähernd 25 Jahre in der Freimaurerei waren es in der Rückschau auch. Einen Versuch ist es wert, auch wenn man in der sich weitgehend selbst genügenden Freimaurerei sehr dicke Bretter bohren muss. Meine vor Dir kritisierten Beiträge spiegeln eine zunehmende Stimmung wider, die offenbar viele Freimaurer bislang nicht aufgenommen haben. Das mag daran liegen, dass viele Brüder selbstherrlich sich selbst genügen, was zu wenig ist. Kritik ist unerwünscht, das stört die heimelige Gemütlichkeit des Logenalltags.
Mein lieber Bruder Carlos – ich kann es soooo gut verstehen. Auch wenn ich immer noch FM bin, die Enttäuschungen sind groß und zahlreich, inkl. dumme Urteile vom höchsten Ehrengericht, Streitereien über Dinge die über die Köpfe und teilweise gegen den Willen der Brüder „bestimmt“, nicht demokratisch gewählt und sogar bei der Großloge wider besseren Wissens schweigend akzeptiert wurden. Kindergarten? Kaninchenzuchtverein? Oder einen Abklatsch von putinschen Ideen? Noch habe ich die Hoffnung in meiner „neuen-alten“ Loge nicht aufgegeben, aber es darf nichts mehr passieren.
Ich umarme Dich brüderlich und wünsche mir, dass Du uns nicht ganz verloren gehst!
Ruud
Lieber Br. Ruud, dem Gedanken der Freimaurerei gehe ich nicht verloren. Alles andere wird sich zeigen.
Lieber Bruder Carlos,
Deine traurige Mitteilung passt sehr gut in meine Stimmung, denn heute brachte mich ein Freund und Bruder mit seinem Auto zu meiner Wohnung nach einem wunderschönen Johannisfest im Nürnberger Logenhaus gemeinsam mit drei Nürnberger Logen und erzählte mir, Traugott Hisom sei gestorben. Ich empfinde die Botschaft, Traugott Hisom sei gestorben, fast als sei sie wider die Natur. Ich kann es noch immer nicht fassen. Und dann deckt ein freimaurerisches Urgestein, eine eigene kulturelle Institution innerhalb der Großloge AFAM. Wenn sich Deckung jetzt gut für Dich anfühlt, weshalb auch nicht? Ich wünsche Dir, dass Du Wege in Logen findest, welcher Lehrarten auch immer. Bin gespannt, ob Du außerhalb neue Einsichten über Freimaurerei gewinnst.
Brüderlich
Dieter
Als „freimaurerisches Urgestein, eine eigene kulturelle Institution“ bin ich bislang auch noch nicht bezeichnet worden. Charmant, aber vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Trotzdem danke.
Lieber Bruder Carlos,
Ich bedaure deine Deckung ab imo pectore. Ich habe dich immer bewundert, mit welcher Geduld und Zielstrebigkeit und Fachkenntnis du für uns gewirkt hast.
Aber: Einmal Freimaurer – immer Freimaurer, du wirst uns nicht verloren gehen, da bin ich mir sicher,
denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man an gewissen Brr:. und Amtsträgern keine Freude hat.
Kopf hoch, deine Impulse werden uns weiterbringen (auch von außen) und vielleicht manche pure Nabelschau beenden.
Mit brüderlich treuverbundenen Grüßen
Bernd
Lieber Carlos,
als ich den Beitrag gelesen habe, dachte ich an eine fiktive Geschichte. Ein Telefongespräch mit Br. Thomas brachte mich aber in die Realität zurück. Wenn aber ein Br. Freimaurer mit dieser Lebenserfahrung diese Entscheidung öffentlich macht, dann muss viel, sehr viel passiert sein. Das macht mich sehr traurig. Meine negative Einschätzung über die Führungsqualität einiger Amtsträger sehe ich bestätigt. Leider hat auch hier das Peter-Prinzip seine Gültigkeit.
Ich kann das nachvollziehen. Wenn ich die Freimaurerei an dem gemessen hätte, was ich nach meiner Aufnahme 1964 in meiner Loge in den ersten 6 Wochen menschlich erlebt hatte, waren das Verhaltensweisen genug, um zu decken. Aber ich hatte auch die Gelegenheit, in kurzer Zeit Brr. kennen zu lernen, denen ich sonst in meinem Leben die begegnet wäre. Ich habe durch die Loge im In- und Ausland großartige Freundschaften geschlossen, aber auch große menschlich Enttäuschungen erfahren müssen. Aber die Brr., die mein Leben geprägt und bereichert haben, waren es Wert, zu bleiben. Gerne erinnere ich mich an sie.
Aus meiner Jugend erinnere ich mich an den Roman von Ernest Hemingway: „Der alte Mann und das Meer“. und einen Satz von ihm: „Der Mensch kann zerstört werden, aber er darf nicht aufgeben.“ Dieser Gedanke ist mir nie aus dem Sinn gekommen.
Ich wünsche mir, dass wir uns weiterhin auf der brdl. Ebene auch in Zukunft sprechen und begegnen können.
Mit herzlichen und brdl. Grüßen
HeiVo
Lb. Br. Carlos, nach langer Zeit des Diskurses und kritischer Beobachtung des allg. Geschehens bist Du konsequent – und das schätze ich. Deckung bei der AFuAMvD bedeutet nicht, nicht mehr ein Freimaurer zu sein / der Freimaurerei den Rücken zu kehren, sondern mit dem wie es in dieser speziellen Organisation läuft nicht mehr einverstanden zu sein. Du kannst den Karren nicht alleine aus dem Dr…. ziehen und die Attraktivität steigern. Scheiden tut weh – aber oftmals öffnet sich unverhofft ein neues Tor, durch das man gehen kann …… es gibt so viele Möglichkeiten sich in der weltweiten, bzw. europäischen Bruderkette zu engagieren – Die AFuAMvD ist ja mit (nur) 9.000 aktiven Brr. nur ein kleines (überbewertetes) Teilchen von weltweit mehreren Millionen aktiven Mitglieder.
Schau In Dich – Schau Um Dich – Schau Über Dich ….bleib (selbst)kritisch und Schau (neu)gierig über den Tellerrand
LG trvb. ML
Lieber Br:. Carlos,
den „Vor-Schreibern“ kann ich mich cum grano salis nur anschließen. Deine Deckung bedeutet einen großen Verlust für die Bruderschaft in unserer GL. Du hast in den vielen Jahren Deiner Zugehörigkeit vieler Hinsicht engagiert und konstruktiv eingebracht und viel gute Ideen umgesetzt (ich denke nur an Deine Bücher zur Freimauerer und den Bürgen, die kritisch-konstruktiv es verdient aber, neu überarbeitet zu werden, sondern auch an das moderne Gesicht, das Du der „Humanität“ gegeben hast). Das mögen andere Brüder anders sehen, aber ich glaube erkennen zu können, dass es viel Brüder es ebenso sehen. Dich haben viele nachvollziehbare, schwerwiegende Gründe für diesen Schritt über die Brücke geführt. Aber Du kannst ihn ja jederzeit revidieren, ganz abgesehen davon, dass Du auch nach Deiner D. unser Bruder bleibst.
Allerdings habe ich ein Problem mit Deiner Mitteilung: Unsere Bruderschaft in die Nähe eines Kindergartens zu rücken, halte ich bei allem Verständnis für die Wut, die sich bei Dir aufgestaut hat, nicht für angemessen. Auch wenn es uns nicht immer gelingt, unsere Leidenschaften zu begrenzen und es Dir um einen lauten „Weckruf“ ging, hätte ich diese Formulierung vermieden. Sie macht es Deinen Kritikern zu leicht, Dich in einer bestimmten Ecke zu verorten, was der gemeinsamen Sache der reformorientierten Brüder insgesamt nicht gut tut. Es würde mich freuen, wenn es Dir möglich wäre, das zu rektifizieren.
Meine besten Wünsche begleiten Dich. Ich werde mich weiter gerne mit Dir austauschen und stehe immer für ein Gespräch zur Verfügung.
HbG Dein Br:. Hans
Lieber Bruder Johannes12
Deine Antwort auf die Deckung des Bruders Carlos Urban habe ich mit Interesse gelesen. Eine darin benutzte Metapher, die des Kindergartens, möchte ich, losgelöst von der übrigen Diskussion, aufgreifen und Dir auf Deine Zurückweisung, diese für Teile der Großloge zu benutzen, in der Sache antworten.
Das Verständnis eines Kindergartens hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte, die ich erleben durfte gewandelt. Mit drei ging man in den KG, mit sechs kam man zur Schule, in den KG lernte man ab drei das Spielen in der Gruppe und wurde verwahrt, da man sich vom Gesetz nicht alleine aufhalten durfte. Nur vom ersten Gefühl frage ich dich brüderlich: Erinnerst Du dich nicht als Lehrling in vergleichbarer Weise behandelt worden zu sein? Auch die Verantwortung lag bei unseren Eltern,in deren Hand Lob und Ermunterung lag und auch von dort praktiziert wurde. Grundsätzliche Mechanismen unseres Lebens weisen häufig erstaunliche Parallelen auf. Die dabei beteiligte Großloge ist bei unserem Verständnis von Verantwortlichkeit von unten nach oben, eine ausführende Instanz, die unserer dauernden Evaluation und Korrektur bedarf und nur ein sehr eng verstandenes Mandat des Handelns besitzen darf. Solch ein Wirken, auch auf der Ebene des Kindergartens, ist für uns Großeltern eine neue aber ermunternde Erfahrung.
Es funktioniert! Die beteiligten Parteien nehmen ihre Pflichten an und auf. Haben wir als Brüder, als Träger der arbeitenden Logen dies wahrgenommen oder aus welchen Gründen auch immer versäumt? Demokratie erleben und ihr verantwortliches Wahrnehmen sind zwei Paar verschiedene Schuhe. Nehmen wir doch einfach unser verbrieftes Mitspracherecht umfassender an, dann klappts wieder mit dem Kindergarten! In brüderlicher Verbundenheit i.m. Axel i.O. Bochum im Juni 2024
Lieber Bruder Carlos,
Ich komme mir im Moment so vor, als stände ich in einer Reihe von Gratulanten und bin nun an der Reihe, Dir meine Glückwünsche auszusprechen. Ist das so? Wir alle haben einen unterschiedlichen Zugang erfahren, der uns Ideenwelt der Maurerei und den Bund der Brüder eröffnete. Freimaurerei, nie endende Mühe und Arbeit und der immer wieder zitierte Satz: Ein Treffen mit Menschen, denen ich sonst nie begegnet wäre. Das Aufeinandertreffen Gleichgesinnter schien eine ideale Vorraussetzung für das Vorhaben, diese Welt ein wenig besser zu machen. Dann kam alles ganz anders! Eine Auseinandersetzung und Aufarbeitung scheint mir jedenfalls müßig. Da der faule Fisch immer vom Kopf her stinkt aber doch einige Anmerkungen zu den von uns gewählten Amtsträgern. Ämter, Funktionen, Ehren und Einfluss verändern den ein oder anderen so stark, dass er mit seiner Arbeit an seinem rauen Stein nicht mehr nachkommt. Plötzlich geht dann der Umgang auf Augenhöhe, bis zum meisterlichen Verzeihen verloren verstrickt sich in Vorgaben, Regeln, Sachzwängen und last but not least in einem undurchdringlichen Netz persönlicher Eitelkeiten.
Faszinierend ist, dass jeder mit einer solchen Vorstellung sein Maurerleben belastet sieht, aber immer unterschiedliche Namen dahinter stehen. Mein Bürge, ein Schwabe durch und durch gab mir den Rat: „Lasch faaahre dahiii!!“
Die Schwabenlösung hat auf Dauer aber keinen Bestand. Als der Sache verbundener und mit Idealen bewegter staut sich im Laufe der Zeit Wut auf, die uns Fehler machen lässt.
Ein solcher Prozess geschieht aber nicht einmal, sondern immer wieder und wieder. Ergebnis sind Erschöpfung und zuletzt auch Traurigkeit. Das Ruhrgebiet hat drastische Lösungsvorschläge: „schmeiß die Brocken doch einfach hin.“ Es entsteht ein Schlachtfeld gekränkter Eitelkeiten, auf beiden Seiten werden Teilnehmer beigesteuert. Das Ergebnis ist eine mehr oder weniger blinde Rache, bei der blank gezogen wird. Ein Schnitt wird unausweichlich und Du hast gedeckt.
Ich will nicht drum herum reden, aber solche Deckungen sind für mich in erster Linie ein vereinsrechtlicher Schritt. Die Beschreibung der Vorgänge wird vielleicht eher den beteiligten Personen gerecht. Der die geöffnete, sie verlassende Loge trennt sich nach oben und lässt eine sichere, wohl gedeckte Bauhütte hinter sich. Die Identitätsfrage des deckenden Maurers wird nachhaltiger gestellt, als die der Bauhütte, die einen Bruder aus der Kette entlässt. Grundsätzlich ist jeder Mann, der dem Bund angehört initiiert. Die Initiation ist die Plattform auf der sich seine Art Freimaurersein auch weiterhin gestaltet. Wir von außen haben die Wahl, obwohl wir ihn bereits gekugelt haben.
Mein Angebot auch als alter, freier und angenommener Maurer lautet: Du bist mein Bruder Freimaurer, mit allen Rechten und Pflichten!