Wie das Freimaurermuseum Schweiz die gezeichnete Welt der Logen entdeckt
Die Freimaurerei hat viele Gesichter – und eines davon ist gezeichnet.
Das Freimaurermuseum Schweiz in Bern widmet sich aktuell in einer außergewöhnlichen Ausstellung der Darstellung freimaurerischer Themen in Comics. Unter dem Titel „Comics und Freimaurerei“ werden bis Sommer 2026 zahlreiche Werke gezeigt, die Logen, Symbole und Mythen in farbigen Bildern und fesselnden Erzählungen beleuchten. Die Schau eröffnet einen neuen Zugang zur Freimaurerei – spielerisch, kritisch und künstlerisch zugleich.
Die Freimaurerei im Comic – Vielfalt statt Geheimnis
Comics sind Spiegel der Gesellschaft. In ihnen tauchen Ideen, Ängste, Symbole und Projektionen auf – und damit auch die Freimaurerei. Die Ausstellung in Bern zeigt, wie unterschiedlich sie dargestellt wird: als Quelle der Inspiration, als Symbol für Wissen und Fortschritt, manchmal auch als Projektionsfläche für Verschwörungen oder Machtfantasien.
Mehr als 200 Comics, Karikaturen und Illustrationen spannen den Bogen von der europäischen Klassikertradition bis hin zu modernen Graphic Novels. In sieben Themenbereichen begegnet man der Freimaurerei als humanistischer Bewegung, als geheimnisumwobener Gesellschaft, als historischer Kraft und nicht zuletzt als Quelle des Humors. Die Vielfalt ist Programm – und sie zeigt, dass sich der Mythos der Logen auf viele Arten erzählen lässt.
Zwischen Tiefsinn und Ironie
Ein Schwerpunkt liegt auf französischsprachigen Werken, in denen Symbolik und Philosophie oft subtil miteinander verwoben sind. Klassiker wie Fable de Venise von Hugo Pratt oder Le Triangle Secret von Didier Convard erkunden freimaurerische Themen mit erzählerischer Raffinesse. Neuere Werke wie Grand Orient knüpfen daran an und zeigen, dass die Faszination ungebrochen ist.
Doch nicht alle Comics nehmen das Thema ernst. Karikaturen und satirische Zeichnungen, etwa von François Morel, zeigen den humorvollen Blick auf Logenleben und Rituale. Sie nehmen Klischees aufs Korn, ohne den Respekt vor der Idee zu verlieren – eine feine Balance zwischen Ironie und Verständnis.
Kunst als Aufklärung
Die Ausstellung ist mehr als eine Sammlung: Sie ist ein Stück Kulturvermittlung.
Freimaurerei wird oft durch Mythen, Gerüchte oder Romane wahrgenommen – selten durch Wissen. Comics können diese Lücke schließen. Sie erzählen von Symbolen, Idealen und Werten auf eine Weise, die auch Laien zugänglich ist. Statt Distanz zu schaffen, holen sie die Themen auf Augenhöhe.
Das Museum nutzt diese Kraft des Bildes, um aufzuklären und Missverständnisse zu lösen. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie freimaurerische Ideen in die Popkultur eingegangen sind, wo sie verfälscht wurden – und wo sie sich erstaunlich nah an den ursprünglichen Idealen bewegen.
Begegnungen mit Künstlern und Denkern
Begleitend zur Ausstellung finden regelmäßig Veranstaltungen statt:
Autoren, Zeichner und Forscher geben Einblicke in ihre Arbeit und ihre Sicht auf die symbolische Welt der Comics. Besonders spannend sind die Treffen mit den Machern von Le Triangle Secret, Didier Convard und Denis Falque, die seit Jahren als führende Stimmen in der freimaurerisch inspirierten Comicwelt gelten.
Auch internationale Perspektiven kommen nicht zu kurz. Eine kommende Veranstaltung widmet sich der Darstellung der Freimaurerei in englischsprachigen Comics – von Alan Moores From Hell bis zu modernen Superheldeninterpretationen. Später folgt ein Vortrag des belgischen Kulturhistorikers Arnaud de la Croix über Hergé und die Symbolsprache von Tim und Struppi.
So entsteht ein breites Panorama: von französischem Esprit bis britischem Understatement, von Abenteuer bis Aufklärung.
Symbolik neu lesen lernen
Was diese Ausstellung besonders macht, ist ihr doppelter Ansatz. Sie zeigt nicht nur, wie Freimaurerei dargestellt wird, sondern auch, warum. Comics sind eine moderne Form der Allegorie: Sie erzählen in Bildern, sie deuten an, sie verschlüsseln. Wer sie aufmerksam liest, erkennt Motive, die an die freimaurerische Arbeit erinnern – den Weg des Suchenden, den Umgang mit Licht und Schatten, den Wert des Erkennens.
Damit trifft die Ausstellung einen Nerv: Sie öffnet neue Zugänge zu Symbolen, die sonst oft als „geheim“ gelten. Und sie zeigt, dass die Kunst der Interpretation selbst eine Form von Erkenntnis ist.
Freimaurerei als Teil der Kultur
Mit dieser Ausstellung beweist das Freimaurermuseum Schweiz, dass Freimaurerei kein Relikt vergangener Jahrhunderte ist, sondern Teil der lebendigen Kultur. Sie erscheint in Geschichten, Bildern und Dialogen, sie wird neu erzählt und immer wieder befragt.
Der Comic erweist sich dabei als ideales Medium – leicht zugänglich, doch voller Tiefe. Er kann Brücken schlagen zwischen Brüdern und Außenstehenden, zwischen Tradition und Gegenwart. Er zeigt, dass Aufklärung und Fantasie keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig beflügeln.
Fazit: Ein Besuch lohnt sich
Die Ausstellung „Comics und Freimaurerei“ im Freimaurermuseum Schweiz läuft noch bis Sommer 2026. Sie richtet sich nicht nur an Brüder und Schwestern, sondern an alle, die sich für Symbole, Kulturgeschichte und gezeichnete Erzählkunst interessieren.
Wer den Weg nach Bern findet, erlebt eine inspirierende Verbindung aus Kunst und Idee – ein Ort, an dem sich Sprechblasen und Symbole begegnen. Zwischen Winkelmaß und Zeichenfeder entsteht ein faszinierender Dialog über Wahrheit, Erkenntnis und Menschlichkeit.
Besuch und Information
Freimaurermuseum Schweiz, Bern
Aktuelle Öffnungszeiten und Begleitveranstaltungen unter: freimaurermuseum.ch